Die sieben Grundsätze bilden die Basis von Qualitätsmanagement. Sie sind wichtig, um ISO 9001:2015 angemessen anzuwenden. In der Norm ISO 9000 sind diese Grundsätze erläutert. Sie lauten:
1. Kundenorientierung und nachhaltiger Erfolg
Die zentrale Zielsetzung des modernen Qualitätsmanagements liegt darin, die Kundenerwartungen zu erfüllen und zu übertreffen. Dadurch wird der nachhaltige Erfolg des Unternehmens gesichert. Zu den Kunden gehören die direkten Abnehmer der Produkte und/oder Dienstleistungen des Unternehmens und die potenziellen Kunden (Zielgruppe). Diese bezeichnet man als externe Kunden, da sie außerhalb des Unternehmens stehen und für die erhaltenen Leistungen oder Produkte zahlen. Interne Kunden sind z. B. nachfolgende Prozesse, die eine innerbetriebliche Leistung erhalten. Darüber hinaus sollen die Anforderungen der interessierten Parteien (Stakeholder) ebenso berücksichtigt werden (vgl. Grundsatz 7).
Jede Interaktion mit Kunden oder Stakeholdern bietet die Chance, einen Mehrwert zu schaffen. Das Erkennen der zukünftigen Anforderungen ist dabei ebenfalls wichtig. Nur so entsteht nachhaltiger Erfolg. Neben höherer Kundenbindung sind auch die wirtschaftlichen Aspekte dieses Managementprinzips wie z. B. höhere Umsätze und gesteigerte Marktanteile.
2. Führung und Leadership
Die Unternehmensführung und die Führungskräfte müssen als Vorbild agieren und dafür sorgen, dass die Unternehmenspolitik durch operative Ziele und Maßnahmen umgesetzt wird. Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter aller Ebenen die Qualitätsphilosophie des Unternehmens verstehen. Um die Akzeptanz zu steigern, muss die Leitung die Mitarbeiter einbeziehen und mitnehmen. Denn dies ist Aufgabe der Unternehmensführung. Sie überwacht die Umsetzung und führt die Mitarbeiter. Dadurch ist es leichter möglich Strategie, Ziele und Prozesse an Veränderungen anzupassen.
Hauptvorteile sind nachhaltige Verbesserungen im Unternehmen, ein gesteigerter Kundennutzen, eine verbesserte Kommunikation und die schnellere Anpassung von Prozessen.
3. Engagement von Personen
Engagierte und kompetente Mitarbeiter auf allen Ebenen sind für jede Organisation wesentlich, um Qualitätsziele zu erreichen. Die Mitarbeiter müssen ins Qualitätsmanagement einbezogen werden. Dadurch wird das Verständnis für die Qualität, die Ziele der Organisation und die Verbesserungspotenziale erhöht. Führung und Engagement von Personen sind somit eng verknüpft. Zur Führung gehört auch, dass die Mitarbeiter entsprechend befähigt und die notwendigen Ressourcen bereitgestellt werden. Anerkennung der Leistung und Motivation sind entscheidende Aspekte. Die Eigeninitiative, das gegenseitige Verständnis und die Mitarbeiterzufriedenheit werden dadurch positiv beeinflusst.
Konkret kann das Engagement der Personen u. a. durch folgende Maßnahmen erreicht werden:
- Workshops und Diskussionen unter Beteiligung der Mitarbeiter
- Durchführung von Mitarbeiterbefragungen,
- Anerkennung von Verbesserungsvorschlägen
- Kontinuierliche interne Kommunikation
4. Prozessorientierter Ansatz
Das Unternehmen ist durch eine Vielzahl von zusammenhängenden Prozessen und Abläufen geprägt. Diesem Ansatz liegt die prozessorientierte Sichtweise zugrunde. Die Prozesse müssen aufeinander abgestimmt sein. Nur so können Unternehmen ein gutes Endergebnis erzielen. Die einzelnen Prozesse sind durch Schnittstellen verbunden, die ein Fehlerpotenzial in sich bergen. Alle Prozesse müssen entsprechend überwacht werden.
Der prozessorientierte Ansatz basiert auf dem Verständnis, dass die Prozesse sorgfältig geplant und ausgeführt werden müssen. Umso besser die Planung, desto besser ist meist das Ergebnis der Prozesse. Dadurch werden vorhersehbare und immer gleich gute Ergebnisse erzielt. Im modernen Qualitätsmanagement richtet sich die Organisation an den Prozessen aus.
5. Verbesserung (der kontinuierliche Verbesserungsprozess)
Eines der wichtigsten Qualitätsmanagement-Themen ist die kontinuierliche Verbesserung (KVP). Erfolgreiche Organisationen legen einen Schwerpunkt darauf, ihre Leistungen, Prozesse, Produkte ständig zu optimieren. Nur so ist es möglich, das gegenwärtige Leistungsniveau zu erhalten und auf Veränderungen effizient zu reagieren. Jedes Unternehmen muss dazu eine eigene systematische Vorgehensweise anwenden.
Typische Methoden zur Umsetzung des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses können z. B. folgende sein:
- Analyse von Fehlern und Reklamationen
- Regelmäßige Qualitätszirkel oder Besprechungen
- Verbesserungsvorschläge von Mitarbeitern
- Kundenfeedback
- Audits
6. Faktengestützte Entscheidungsfindung
Die richtigen Entscheidungen zu treffen ist für jede Organisation wichtig. In einer komplexen Umgebung sind Entscheidungen von großen Unsicherheiten begleitet. Aus diesem Grund ist es wichtig, alle Aspekte, Wirkungen, Ursachen und Risiken zu analysieren und abzuwägen. Subjektive Kriterien sollen durch Zahlen, Daten und Fakten unterstützt werden. Somit können bessere Entscheidungen getroffen werden. Die Risiken werden dadurch reduziert und Chancen besser genutzt.
Folgende Maßnahmen helfen der Organisation dabei:
- Führen von Kennzahlen,
- Sicherstellung, dass Daten präzise und korrekt sind
- Kompetente Personen, die die Daten richtig analysieren
- Entscheidungen basierend auf Nachweisen, in Verbindung mit Erfahrungen und Intuition
7. Beziehungsmanagement
Neben der Kundenorientierung ist es ein wichtiges Management-Prinzip, interessierte Parteien (Stakeholder) einzubeziehen und ihre Anforderungen systematisch zu erkennen. Wo sie in Bezug auf die Produkte und Dienstleistungen relevant sind, müssen sie berücksichtigt werden. Erst dadurch wird eine nachhaltig erfolgreiche Unternehmensführung möglich, da die interessierten Parteien einen hohen Einfluss auf die Organisation haben. Eventuell ist auch ein Abwägen zwischen kurzfristigen Gewinnen gegenüber langfristiger Partnerschaft eine wichtige Entscheidung in diesem Zusammenhang.
Einige Hauptvorteile dieses Ansatzes sind:
- Verbesserte Leistung des Unternehmens durch Einbeziehung der Möglichkeiten der interessierten Parteien
- Gemeinsame Entwicklungen
- Erkennen von Risiken und Chancen, die mit den interessierten Parteien verbunden sind
- Höhere Wertschöpfung durch die Nutzung gemeinsamer Ressourcen, Wissen, etc.
- Bessere Abstimmung in der Lieferkette
Der Autor Dipl.-Kaufmann Christof Dahl, geb. 1971, arbeitete mehrere Jahre als Prüfungsleiter bei PricewaterhouseCoopers in Madrid. Seit 2003 ist er selbstständiger Unternehmensberater und Trainer für Qualitätsmanagment in Kirkel-Altstadt und Esslingen am Neckar. Dahl ist als DGQ-Trainer auch in der Auditoren-Ausbildung und im Bereich Prozessmanagement aktiv.
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FAQs
Wo stehen die 7 QM Grundsätze? ›
Die sieben Grundsätze des Qualitätsmanagements sind in der Norm DIN EN ISO 9000:2015 verankert und stellen die Basis für die Anforderungen der DIN EN ISO 9001:2015 dar.
Was sind die Grundsätze und Ziele des Qualitätsmanagement? ›Mit dem Qualitätsmanagement (kurz QM) verfolgt ein Unternehmen das Ziel, eine bestimmte Qualität ihrer Produkte oder Dienstleistungen zu erreichen. Dies wird durch die Planung, Lenkung, Kontrolle und Verbesserung der Prozesse und Abläufe versucht.
Welche Grundelemente gehören ins QM? ›Die Kernziele im QEP®- Qualitätszielkatalog decken die in der QM-Richtlinie unter § 3 genannten Grundelemente "Patientenversorgung" und "Praxisführung/Mitarbeiter/Organisation" sowie § 4 "Instrumente eines einrichtungsinternen QM" vollständig ab.
Was ist das Wichtigste im Qualitätsmanagement? ›Eines der wichtigsten Qualitätsmanagement-Themen ist die kontinuierliche Verbesserung (KVP). Erfolgreiche Organisationen legen einen Schwerpunkt darauf, ihre Leistungen, Prozesse, Produkte ständig zu optimieren.
Was ist QM einfach erklärt? ›Qualitätsmanagement (QM) beschreibt die systematische Planung und Steuerung von Abläufen mit Blick auf deren Qualität. QM ist also dafür zuständig, dass Tätigkeiten und Maßnahmen darauf abzielen, eine geforderte Produkt- oder Dienstleistungsqualität zu erreichen.
Welche QM Methoden gibt es? ›- Fehlersammellisten.
- Histogramm.
- Pareto-Diagramm.
- Ursachen-Wirkungs-Diagramm.
- Korrelationsdiagramm.
- Qualitätsregelkarte.
- Brainstorming.
Laut DIN EN ISO 9001:2015 muss Ihr Unternehmen die Fähigkeit besitzen, beständig Produkte oder Dienstleistungen bereitzustellen, die sowohl den Anforderungen Ihrer Kunden als auch gesetzliche und behördliche Anforderungen erfüllen.
Welches sind die drei Säulen des Qualitätsmanagements? ›Die drei Säulen des Qualitätsmanagements
Ein gutes Qualitätsmanagement basiert auf den Stützpfeilern Struktur-, Pro- zess- und Ergebnisqualität.
Definition Qualitätskennzahlen
Kennzahlen, auch „Key Performance Indicators“, kurz: KPI, genannt, sind im Qualitätswesen Messgrößen, anhand derer sich die Leistung von Prozessen, Produkten oder Dienstleistungen bewerten lässt. Man kann mit ihnen den jeweiligen Ist-Zustand ermitteln und mit Zielen vergleichen.
Mit der 7M-Methode identifizieren Sie die Ursachen für eine Wirkung nach den sieben Kategorien von Kaoru Ishikawa. Das ist ein einfaches visuelles Schema, mit dem nach Methode, Material, Maschine, Menschen und anderen Faktoren als mögliche Fehlerquellen gefragt wird. Das Schema ist in dieser Excel-Vorlage dargestellt.
Was sind qualitätsgrundsätze? ›
Diese Grundsätze sind Richtlinien die zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit eines Unternehmens herangezo-gen werden sollen.
Was gehört zu Qualitätsmanagement? ›Qualitätsmanagement umfasst alle Maßnahmen zur Planung, Steuerung und Optimierung von Prozessen anhand vorgegebener Anforderungen. Das Ziel von Qualitätsmanagement ist es, die Qualität eines Produktes oder einer Dienstleistung und damit die Kundenzufriedenheit zu verbessern.
Was besagt die ISO 9000? ›ISO 9000 ist eine Familie von Standards, die von der International Organization for Standardization (ISO) entwickelt und veröffentlicht wurden. Die zughörigen Richtlinien definieren, etablieren und unterhalten ein wirksames Qualitätssicherungssystem (QS) für die Fertigungs- und Dienstleistungsindustrie.
Was ist das Ziel der ISO 9001? ›Ziel einer Zertifizierung nach ISO 9001 ist die Beantwortung der Frage, ob das Qualitätsmanagementsystem und damit die Bildungseinrichtung mit seinen Prozessen, Schnittstellen und Methoden geeignet ist, die Forderungen der Kunden, aber auch der eigenen Qualitätspolitik zu erfüllen.
Was steht in der DIN EN ISO 9000? ›DIN EN ISO 9000 – QM-Systeme / Grundlagen und Begriffe
Diese Norm dient der Unterstützung von Unternehmen bei der Einführung und dem Arbeiten mit QM-Systemen. Dazu werden die Grundlagen von QM-Systemen erläutert und Begriffe des Qualitätsmanagements definiert und erklärt.
QM stellt die Zufriedenheit des Kunden mit der Organisationsleistung sicher, indem ein fortlaufender Verbesserungsprozess stattfindet. QS beschäftig sich mit der Sicherstellung der Qualität des Endproduktes anhand festgelegter Vorgaben aus dem QM. QS entwickelt Maßnahmen zur Sicherstellung der Zielerreichung.
Wer hat QM erfunden? ›Zu Beginn des 20. Jahrhunderts prägten vor allem Henry Ford und F.W. Tylor den Begriff des Qualitätsmanagements. Dabei entwickelte unteranderem Taylor das Prinzip des «Scientific Managements», welches die Prozesssteuerung von Arbeitsabläufen durch detaillierte Vorgaben managen sollte.